Hier soll kurz ein Überblick der Wetterlage entstehen, der beschreibt wie es zu dieser schweren Unwetterlage kommen konnte.
Es bildete sich eine Superzelle, welche nahezu ganz Deutschland von NRW kommend über Niedersachsen, Sachsen Anhalt bis kurz vor Berlin überquerte.
Hierbei brachte sie auf nahezu ihrer gesamten Zugbahn zerstörerische Hagelmassen (bis Golfballgröße) Starkregen und Orkanböen, welche imense
Schäden bis in Milliardenhöhe verursachten.

Ausgangssituation:
Nach längerer sonnenscheinreicher und sehr heißer Tage schwenkte nun ein markanter Langwellentrog nach Westeuropa, der Vorderseitig einen starken Jetstream ausbildete.



Die Höchstwerte von diesem Tag waren sehr beachtlich:



Vorderseitig des Troges kam sehr instabile, energiereiche Suptropikluft vom westlichen Mittelmeer herein, welche sich in Taupunkten von 19-23°C widerspiegelte.
In 850hPa waren die Temperaturen sehr beachtlich:



Hierdurch wurde ein starker "Deckel" erzeugt, sodass vorallem nach Süden und Westen hin die Bildung einzelner Zellen gegen Null tendierte.
Im Osten gab es ohnehin Absinken durch den Höhenrücken, weshalb die Zelle dann kurz vor Berlin auch zerfiel.
Hierzu die Karten:

CAPE (Potenzielle Energie für Konvektion)



CIN (Deckel, unterbindet Konvektion) "-100" ist schon ein sehr hoher Wert!



Durch einen kleinräumigen Kurzwellentrog in der Höhe wurde nun für genügend Hebung gesorgt, dass dieser Deckel nun brechen konnte. Dies geschah
aufgrund des starken Deckels aber nur an einer kleinen Stelle, wo sich nun rasant eine Superzelle formieren konnte. Diese Zelle entstand am Rande des Jets, wobei es zu markanter
Höhendivergenz und starker vertikaler Windscherung kam.

Geopatential 500hPa und Bodendruck, dicke schwarze Linie der Kurzwellentrog



Sehr gut zu sehen in folgender Grafik:
Aufstiege von Essen links und Bergen rechts.



Man beachte, dass das Scherungsfeld von Essen auch auf die Energetischen Luftmassen bei Bergen traf! Außerdem sind dies Momentanwerte
und sicher könnten die CAPE-Werte (von beachtlichen 850Joule/kg) noch deutlich höher gewesen sein, da auch bodennah Feuchte und zusäzliche
Einstrahlung hinzukamen.
Aufgrund dieser besonderen Bedingungen konnte diese Zelle nahezu 8 Stunden durchhalten und über 600km zurücklegen!
Sie konnte, da sie isoliert war, von allen Richtungen Energie einbeziehen und wurde nicht in ihrer Entwicklung gestört.

Im weiteren Verlauf blieb es aufgrund markanter trogvorderseitiger Warmluftadvektion in Bereichen zwischen 900 und 700hPa trocken und meist sonnig.

Ein Luftmassenwechsel fand nicht statt, deutlich auf der folgenden Karte zu erkennen:
Sehr hohe Pseudopots zu diesem Zeitpunkt. Die Kaltfront lag noch "weit draußen" im Westen.



Am darauffolgenden Tag sorgte dann die explosive Luftmasse vor Allem im Süden für schwerste Unwetter (Reutlinger Hagelunwetter vom 28.07.13)